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Gleichstellung und Diversität
16.12.25 bis 16.12.25 | 12:15 - 13:30 Uhr

Food for Thought - Dr. Konstanze N'Guessan: What is a woman? Transphobie als Brückennarrativ des post-digitalen memetischen Faschismus

In mehreren bunten, übereinanderliegenden Quadraten steht "Food for Thought: Lunch Lectures, Wintersemester 2025/26".
© Institut für Gebrauchsgrafik

Zu Beginn meiner ethnographischen Forschung zu und unter rechten Trollen im deutschsprachigen Internet tauchten immer wieder Referenzen auf die Dokumentation „What is a woman?“ des US-amerikanischen Politkommentators Matt Walsh auf. Die Frage „What is a woman?“ entwickelte sich schnell zu einem Meme, das zum Ausdruck brachte, wie weit eine vermeintliche „LGBTQ+-Agenda“ die Grenzen der Gewissheit verschoben hatte. Kurze Zeit später trieb Bijan Tavassoli – zu diesem Zeitpunkt noch Mitglied der Partei „Die Linke“ – die Frage auf die Spitze, als er seine Kandidatur auf einem für Frauen reservierten Listenplatz der Linkspartei in Hamburg ankündigte. Als „Transmuslima“ mit Vollbart und Hijab ging es in der etwa ein Jahr andauernden digitalen Performance darum Trans-Rechts-Aktivisten innerhalb der Linkspartei mit ihren eigenen Waffen zu trollen. Dass diese und ähnliche Formen als Teil eines postdigitalen, memetischen Politaktivismus zu betrachten sind, wird nicht zuletzt durch die zahlreichen Nachahmer deutlich – am prominentesten zuletzt der Fall „Marla Svenja Liebich.“ Mein Vortrag wird sich mit verschiedenen Facetten der Memefizierung von Ungewissheit in der Debatte über Transrechte widmen. Mich interessiert dabei insbesondere wie die als bedrohlich wahrgenommenen Ungewissheit gegenwärtiger Geschlechterdebatten im Sinne metapolitischer Allianzen zwischen Rechtsaußen und konservativen Kräften der Mitte mobilisiert wird. Dieser Zuschnitt erlaubt Einblick in die „autoritäre Wende“ in Form eines emergenten ludischen Faschismus.

Konstanze N’Guessan ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien (ifeas) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Forschungsinteressen und Lehrschwerpunkte umfassen die Felder (1) Nationalismus und Nationalstaat, Geschichtsschreibung und Erinnerungspraxis, (2) Elternschaft und Kindheit, Jugendämter und Freilerner (3), Neue Rechte, Metapolitik, Memes und Humor, (4) (post)-digitale Anthropologie und digitale Ethnographie sowie KI, (5) Spielen als epistemische Praxis und Methode in der Ethnologie.

In ihrer aktuellen Forschung beschäftigt sich Konstanze N’Guessan mit digitalen Kommunikationspraktiken wie trolling in post-digitaler politischer Praxis.

Ort: Fakultätssaal (Raum 01-185) im Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz.

Die Food for Thought Lunch Lectures werden im Wintersemester 2025/26 von der Stabsstelle Gleichstellung und Diversität in Kooperation mit dem Queer*Referat des AStA organisiert und thematisieren die 'autoritäre Wende' aus interdisziplinärer Perspektive.


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